Religionsphilosophie

Eine Weltreligion für den Weltfrieden

Zeit seines Studiums trug sich Paul Sturm mit dem Wunsch, einen Anstoß zu einer religiösen Erneuerung des Christentums zu geben.  So gründete er 1923/1924 das „Institut für Weltreligion“ in Hochdorf bei Weimar und gab zahlreiche Schriften heraus. Darunter seine „Thesen einer neuen Reformation“ und die Richtlinien für eine neue Reformation (Abb. 1).

Abb. 1: Paul Sturm, Richtlinien für eine neue Reformation 1924, Hochdorf bei Weimar.

Nach Sturms Auffassung findet sich Gott in der uns umgebenden Welt und im Dasein an sich, ohne Rücksicht auf seine Form und Qualität. Das Erkennen dieses Gottes erfordert nach Sturm keinen geistigen Mittler, sondern die bloße Anschauung der Natur. Allenfalls die Kunst sei als Mittel zur Erbauung geeignet, da sie anders als die priesterliche Predigt nicht ermahne oder einfordere, sondern das ganze Leben als Wunder erscheinen lasse und auf diese Weise Seele und Gewissen schärfe.

Zu den wichtigsten Leistungen Paul Sturms zählen die Schriften, in denen er seine Vorstellung von einer Erneuerung des Christentums darlegt.

Bibliografie

Manuskripte im Landeskirchenarchiv Eisenach
Landeskirchenarchiv Eisenach
  • Sturm, Paul (1923), Religionsphilosophie (unveröffentlichtes gebundene Werk), Landeskirchenarchiv Eisenach, Bestandssignatur 31-089.
  • Sturm, Paul (1924), Richtlinien für eine neue Reformation, Institut für Weltreligion, Hochdorf bei Weimar.
  • Sturm, Paul (1924), Gesammelte Blätter, Weimar, Landeskirchenarchiv Eisenach, Bestandssignatur 31-089.

Posthume Veröffentlichungen

Neben seinem religionsphilosophischen Werk hat Paul Sturm zahlreiche Aphorismen, Satiren und Gedichte verfasst. Sie zeugen von seiner Suche nach Gott und dem Bestreben, den Menschen vom Wunder der Schöpfung zum Gotteswunder zu führen.

Paul Sturm, Das Wunder des Geistes

Paul Sturm sagt: „Die Philosophie ist eine Wissenschaft, das Philosophieren aber eine Kunst.“  Kaleidoskopartig wendet er die Themen Gott, Sein, Sinn des Daseins, Freiheit menschlicher Selbstbestimmung auch bzgl. Inkarnation, Leben nach dem Tod mit immer neuen Fragen und findet immer neue Antworten.

Von den Verfälschungen der Kirche ausgehend baut er als Visionär eine neue, dogmenfreie Gemeinschaft mit einer „wahren Religion“ auf, getragen von einem freien „Geist, wie Jesus in dieser Welt einst lebte und wirkte“, mit einer neuen Frömmigkeit, die einer philosophischen Religion mit hoher Kultur entstammt. Es verschwindet der Alleinvertretungsanspruch göttlicher Offenbarung christlicher Theologen. Sein Ziel ist: Eine Weltreligion für den Weltfrieden.

„Dadurch, dass der Einzelne für das Ganze lebt, lebt er sich, das gibt seinem Leben Sinn.“ (Paul Sturm)

Shaker Media ISBN 978-3-95631-394-3


Paul Sturm, Das Wunder des Seins
Neue Reformation Thesen

Für Paul Sturm ist seit seiner Studienzeit eine umfassende Beantwortung der Frage „was ist Frömmigkeit?“ und der sich für ihn anschließenden Frage „was ist Religion?“ Haupt- und Lebensthema.

Ausgehend von Schleiermacher erörtert er in seinem Werk „Das Wunder des Seins“ beide Fragen tiefgehend. Mit seinem neuen und erweiterten Verständnis von Religion schafft er die Voraussetzung für seinen Weltreligions-Gedanken mit der These: Wenn es nur eine Wahrheit gibt, kann es am Ende nur eine Religion geben.

Shaker Media ISBN 978-3-95631-192-5


Paul Sturm, Das Wunder des Seins
Aphorismen und Satiren

Die hier vorgelegten Satiren und Aphorismen sind Bruchteile aus vielfältigem Schaffen, Artikulation geistiger Wachheit, die in der Kürze Zündung beim anderen provoziert.

Vordergründig handeln sie von Gott und der Welt, dahinter flackert das Licht der Erleuchtung, das er wechselweise mit Parodie, bitterem Witz oder philosophischem Widersinn aufleuchten lässt. Tief darin steckt immer jenes kindliche Sich-Wundern über das Wunder des Seins, das ihn offenbar bis zu seinem Tod nicht verlassen hat, das er still, die Zigarre in der Hand und den Ausdruck des Staunens im Gesicht, erlebt.

Shaker Media ISBN 978-3-95631-192-5


Paul Sturm, Blitzlichter
Aphorismen und Satiren

Wer ein Licht ist, der sorge, dass die Welt hell werde.

Die Kunst veredelt, die Philosophie vertieft das Leben.

Wirklich arm ist nur der, der arm an Liebe ist.

Shaker Media ISBN 978-3-95631-300-4


Paul Sturm, Sonne und Schatten
Gedichte

Diese Auswahl von Gedichten aus dem Nachlass von Paul Sturm gewährt einen kleinen Einblick in sein umfangreiches dichterisches Werk. Mit Staunen vor dem Weltwunder und tiefem Empfinden für das innewohnende geistige Prinzip zeigt sich hier der Philosoph und Satiriker von seiner poetischen Seite. Wenn er von Gott spricht, meint er „die Macht, die alles zusammenhält, lenkt und leitet, die in uns, an uns, um uns und über uns wirkt.“

Shaker Media ISBN 978-3-95631-472-8


Promotion an der theologischen Fakultät Erlangen

Im Jahr 1918 reichte Paul Sturm eine erste Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erlangen ein. Inhaltlich reichte die Arbeit zur Kritik der Gottesbeweise in das Fachgebiet der Philosophie hinein. Er verzichtete darauf, diese zu verteidigen.
Das Manuskript ist im Landeskirchenarchiv in Eisenach einsehbar.

1921 gab Paul Sturm eine zweite theologische Dissertation mit dem Titel „Die optische Verstandestäuschung der Antinomien oder die Widerlegung der sogenannten Antinomien und die psychologische Begründung ihrer Scheinbarkeit“ an der Universität Erlangen ein, mit der er schließlich promoviert wird.

In diese Arbeit erörterte Sturm das Thema, dass der endliche Mensch bei der Wahrnehmung und Vorstellung eines „unendlichen“ Raumes als gleichzeitig oder aufeinander folgend, scheitert. Die Vorstellung eines solchen Raumes führt für Paul Sturm zu einem Widerspruch. Dabei will er nicht stehen bleiben. Die Vorstellung dieses Raumes will er durch das Denken „erweitern und vervollständigen“. Darin sieht er die Lösung dieses Konfliktes; er möchte das Bewusstsein dafür schärfen, dass sich das „Unendliche“ nicht vorstellen, sondern nur denken lässt.

In der richtigen Formulierung der Problemstellung sieht Sturm ihre Lösung. So legt er dar, dass eine falsche Methode in der Vergangenheit stets zu einem Widerspruch führte, der sich als Sophisma (irrtümliche Schlussfolgerung) erweist.

Mehr zu Paul Sturms Leben und Wirken finden Sie hier

Das Original der eingereichten Dissertation befindet sich im Landeskirchenarchiv Eisenach Bestandssignatur 31-089.